Erkrankungen der Hoden

Jungen oder Männer mit starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen sollten einen Arzt konsultieren. Erkrankungen der Hoden können auf unterschiedliche Ursachen hinweisen, die in einigen Fällen auch zu einer Unfruchtbarkeit, zu einem Verlust des Hodens oder zu anderen Komplikationen führen können. 

Welche Hodenerkrankungen gibt es?

Beim Hoden (Testis) handelt es sich um ein paarig angelegtes männliches Geschlechtsorgan. Er bildet das Gegenstück zu den Eierstöcken der Frau und gehört zu den Keimdrüsen (Gonaden). Im Hoden erfolgt die Herstellung der Spermien (Samen) sowie von Hormonen (vor allem das männliche Sexualhormon Testosteron), deren Regelung durch die Hypophyse und den Hypothalamus erfolgt. Darüber hinaus ist er ein unverzichtbarer Bestandteil der geschlechtlichen Fortpflanzung. Der gesunde Mann verfügt über zwei im Hodensack befindliche Keimdrüsen (Testes bzw. Hoden).  Die Hoden sind sehr empfindlich und können daher von unterschiedlichen Erkrankungen betroffen sein. Häufige Erkrankungen der Hoden sind:

  • Hodentorsion (Hodenverdrehung): Die plötzlich einsetzende Verdrehung des Hodens kann durch eine Verletzung wie Gewalteinwirkung entstehen oder z.B. auch angeboren sein. Im Falle einer Hodentorsion werden die den Hoden versorgenden Blutgefäße und der Samenleiter abgequetscht. Achtung: Eine Hodenverdrehung ist ein medizinischer Notfall, der umgehend eine operative Therapie erfordert!

     

  • Hodenretention (Hodenhochstand):

    Eine relativ häufige Fehlentwicklung ist der Hodenhochstand. Von einem Hodenhochstand spricht man, wenn beide oder ein einzelner Hoden nicht in vollem Umfang in den Hodensack gewandert sind. Man unterscheidet zwischen Bauchhoden, Leistenhoden, Gleithoden und Pendelhoden, wobei letztere wahrscheinlich ohne Bedeutung für eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit sind. In den meisten Fällen wird der Hodenhochstand durch einen Mangel an männlichen Hormonen verursacht.

    Etwa 2 bis 4 Prozent aller männlichen Neugeborenen leiden bei der Geburt an Hodenhochstand. Sind die Hoden nach dem ersten Lebensjahr noch nicht vollständig im Hodensack angekommen, ist eine operative Maßnahme unumgänglich, bei der der Hoden operativ am Boden des Hodensacks fixiert wird. Hodenhochstand führt später zu einem erhöhten Risiko für Karzinome (Krebsgeschwulste) der Hoden (Hodenkrebs).

  • Hodenentzündung: Hodenentzündungen sind selten und treten häufig als Folge einer Mumps-Erkrankung auf. Es können aber auch andere Viruserkrankungen oder in seltenen Fällen Bakterien, Pilze und Parasiten eine Rolle spielen. Der Hodensack ist meist einseitig gerötet, geschwollen und schmerzhaft. Es können auch Schmerzen beim Wasserlassen oder Fieber auftreten.

  • Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis):
    Die Nebenhodenentzündung (Epididymitis) ist eine Entzündung des Nebenhodens. Der Nebenhoden ist dann meist geschwollen, hart und sehr schmerzhaft. Oft sind Bakterien die Ursache einer Nebenhodenentzündung. Die frühzeitige Behandlung ist sehr wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Da die Ursache in den meisten Fällen eine bakterielle Infektion ist und eine Nebenhodenentzündung sehr schmerzhaft ist, beginnt man schon vor der genauen Bestimmung des Bakteriums mit einer Antibiotikatherapie. Darüber hinaus werden in der akuten Phase Bettruhe und eine Entlastung des Hodens durch Anheben empfohlen. Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel eingenommen werden. Auch kühlende Umschläge können Linderung verschaffen. In einigen Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich werden.

  • Hydrozele (Wasserbruch):

    Unter einer Hydrozele (Wasserbruch) wird eine schmerzlose Flüssigkeitssammlung im Bereich des Hodensacks verstanden. Sie tritt einseitig oder auf beiden Seiten auf und führt zu einem meist schmerzlosen Anschwellen des Hodensacks. Die Hydrozele kann in jedem Alter auftreten und mithilfe eines Ultraschallgeräts sicher diagnostiziert werden. Mögliche Auslöser sind Entzündungen, Verletzungen oder Tumore. Wirkt sich die Hydrozele störend aus, lässt sie sich durch einen chirurgischen Eingriff entfernen.

  • Spermatozele (Vergrößerung des Hodens): Die Spermatozele entsteht durch eine Abflussstörung des Samenleiters vom Nebenhoden zur Samenblase. Durch eine Einengung auf diesem Wege kommt es zum „Samenstau“, woraufhin sich eine Blase ausbildet, in der sich die Spermien ansammeln.

  • Varikozele (Krampfader des Hodens): Eine Varikozele, auch Krampfader genannt, bildet sich durch das Erweitern der Hodengefäße. Dies wird meist durch eine Blutabflussstörung im kleinen Becken verursacht. Infolgedessen kommt es auch zu einer Schwellung des Hodensacks. Je nach Ausmaß der Schwellung kann aus der zunächst schmerzlosen Größenzunahme eine schmerzhafte Vergrößerung entstehen. Die Varikozele kann je nach Ausprägung die Fruchtbarkeit beeinflussen. Je nach Stadium kann eine Behandlung durch eine Verödung oder eine operative Entfernung durchgeführt werden. Meist ist dies aber nicht notwendig. 

  • Hodenkarzinom (bösartiger Hodentumor):

    Zu den häufigsten Krebsformen bei jungen Männern zählt Hodenkrebs. Betroffene stellen meist eine Vergrößerung oder Schwellung des Hodensacks fest.  Risikofaktoren wie ein Hodenhochstand fördern diese Erkrankung. 

    Hodenkrebs gilt als gut behandelbar, vor allem im frühen Stadium. 

Wie stellt man eine Hodenerkrankung fest?

Der Bedarf an Tests richtet sich nach den Befunden nach Aufnahme der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung durch den Arzt. Typischerweise werden jedoch bestimmte Untersuchungen und Tests durchgeführt.

Eine der wichtigsten Methoden der Urologie zum Erkennen von Hodenerkrankungen stellt das Abtasten des Organs dar. Dabei achtet der Arzt auf die Größe und Druckempfindlichkeit des Hodens sowie auf eventuelle Verhärtungen oder Knoten im Hodensack. Des Weiteren gelangen bildgebende Verfahren zur Anwendung, wie etwa die Sonographie (Ultraschalluntersuchung).

 

Gut zu wissen - Informationen für Jungen und Männer

Probleme mit dem Hoden treten häufig auf und können bereits Jungen in der Pubertät betreffen. Jungen und Männer sollten Veränderungen an den Hoden sicherheitshalber immer von einem Urologen abklären lassen. Vor allem bei starken Schmerzen ist eine schnelle ärztliche Behandlung wichtig, da bestimmte Erkrankungen (wie z.B. Hodenverdrehung) innerhalb eines Zeitfensters von ca. 6 Stunden operiert werden müssen, andernfalls kann es zum Absterben des betroffenen Hodens kommen. Um Hodenkrebs möglichst früh zu erkennen empfehlen wir, dass jeder Mann regelmäßig seine Hoden auf Veränderungen hin untersucht und abtastet. Denn für jede Erkrankung der Hoden gibt es zielgerichtete und erfolgreiche Therapien, die auch dabei helfen, die Fruchtbarkeit zu erhalten. Eine spezielle Hodentumorvorsorge ist von den gesetzlichen Kassen nicht vorgesehen.